Mein Hund aus Rumänien – Ein Jahr mit Wilma
Die Zeit vergeht so schnell. Mir kommt es gar nicht so lange vor, aber seit dem 22. Oktober 2018 ist Wilma schon bei mir.
Wilma ist ein Hund aus Rumänien – vermutlich ein Straßenhund. Sie ist einer der Hunde, die aus der Tötungsstation gerettet und übergangsweise in ein rumänisches Tierheim aufgenommen worden.
Die Pflegestelle (Pflegefelle mit Herz) von der ich sie habe, arbeitet eng mit dem rumänischen Tierheim zusammen, holt Hunde nach Deutschland und vermittelt sie hier in gute Hände.
Heute ist Wilma ist ca. 2,5 Jahre jung und seit 365 Tagen ein deutscher Sofa-Hund.
Wilma ist aber kein Einzelhund. Loriot, der 10,5 jährige Bracken-Mischling ist stets an ihrer Seite, beobachtet und kommentiert ab und an ihr Denken und Handeln.
Wie kam es zum Zweithund?
Meinen Wunsch nach einem Zweithund gab es schon seit ein paar Jahren. Da Loriot sich nicht mit jedem Hund versteht, habe ich den Gedanken an einen Zweithund immer wieder bei Seite geschoben.
Loriot hatte eine ganze Weile eine starke Leinenaggression und auch im Freilauf kam es zu Auseinandersetzungen mit anderen Hunden.
Ich habe viel mit ihm daran gearbeitet und sein Verhalten heute gut im Griff. Als das soweit war, konnte ich den Gedanken an einen Zweithund auch wieder aufnehmen und beginnen an der Umsetzung zu arbeiten.
Loriot war zu dem Zeitpunkt 9 Jahre alt und viel länger wollte ich nicht warten. Ihm einen jungen Hund vor die Nase zu setzen, wenn er alt und gebrechlich ist, das wollte ich nicht.
Bevor ich Wilma zu mir geholt habe oder generell während der Wunsch nach einem Zweithund im Raum stand, habe ich mir natürlich Gedanken gemacht:
Wird es ein Welpe oder ein erwachsener Hund? Welche Wünsche habe ich an den neuen Hund?
In erster Linie soll er zu Loriot passen und er soll ihn mögen. Da in Loriots „Hunde-die-ich-mag-Liste“ junge Hündinnen ganz weit oben stehen (typisch alter Herr ;)) soll es eine junge Hündin sein. Einen Welpen möchte ich nicht zu Loriot setzen, das wäre ihm zu wuselig. Dadurch, dass ich nach einer jungen Hündin Ausschau gehalten habe, darf sie natürlich aktiv und verspielt sein und Schabernack im Kopf haben. Ich möchte ja auch frischen Wind im Haus haben, mit dem ich arbeiten kann.
Ansonsten hatte ich keine großen Anforderungen an die neue Hündin. Wobei doch… sie sollte maximal 15 kg wiegen. Loriot hat schließlich ein stattliches Gewicht von 33kg. Und wenn die beiden doch mal gemeinsam losziehen, sollte ich sie schon halten können. Der letzte Punkt hat jedenfalls nicht so funktioniert wie gedacht. Wilma hat ca. 20 kg – läuft aber gut an der Leine und somit gibt es hier kein Problem.
Soll ich einen Hund aus dem Tierschutz nehmen? Soll ich einen Hund aus dem Ausland holen? Nehme ich einen Hund aus einem Tierheim vor Ort?
Ich möchte jetzt hier keine Diskussion starten. Ja, es gibt viele Hunde, die in den deutschen Tierheimen sitzen. Und ja, es gibt auch unseriöse Tierschutzvereine die mit Hundehandel ihr Geld verdienen. Manche Tierheime stellen wirklich extreme Bedingungen an die neuen Hundebesitzer, die teilweise nicht nötig sind. Es ist keine Frage, dass Tierheime und Tierschutzorganisationen sicherstellen wollen und müssen, dass die Hunde gut unterkommen, aber es sollte im Rahmen bleiben. Ich habe schon einige Kunden und Freunde ins Tierheim zur Auswahl eines neuen Hundes begleitet und miterlebt, dass sie aufgrund von Kleinigkeiten als Hundebesitzer abgelehnt wurden.
Nun war ich trotzdem in verschiedenen Tierheimen und habe mich nach einem Zweithund umgesehen – aber ich wurde nicht fündig. Da die Sympathie mit Loriot auf alle Fälle stimmen musste, sind viele Hunde mit Unverträglichkeiten gegenüber Artgenossen schon ausgeschieden. Ein weiterer Aspekt für die Entscheidung eines bestimmten Hundes war meine Mutter. Denn sie ist es, die auf meine Hunde aufpasst, wenn ich es nicht schaffe. Deshalb habe ich ihr jeden Hund gezeigt, der in Frage kam und sie durfte mitentscheiden.
Eine weitere Möglichkeit war, einen Hund von einer Tierschutzorganisation aufzunehmen.
Wie findet man eine seriöse Pflegestelle oder einen seriösen Tierschutzverein?
Ja, es gibt unter den Pflegestellen und Tierschutzvereinen auch „schwarze Schafe“ – wie in jeder Branche. Hundehandel gibt es leider immer noch. Wenn du einen Hund auf der Seite einer Tierschutzorganisation gefunden hast, schau dich genau auf der Webseite um: Gibt es ein Impressum, einen direkten Ansprechpartner? Wird auf deine Fragen eingegangen? Gibt es eine Vorkontrolle? Gibt es eine angemessene Schutzgebühr (zwischen 200 und 400 Euro)? Wird über alle Abläufe aufgeklärt?
Das sind einige der Punkte, auf die ich achen würde. Wird das Bauchgefühl hier komisch, rate ich davon ab einen Hund zu adoptieren.
Wie bin ich auf Wilma gekommen?
Auf Facebook folgte ich schon eine ganze Weile der „Pflegefelle mit Herz“-Seite. Über diese Pflegestelle hat auch ein Kunde von mir seinen Hund, der gerade zum Assistenzhund ausgebildet wird. Ursula Rädisch, die Leiterin von Pflegefelle mit Herz, arbeitet hochengagiert für den Tierschutz und widmet mit ihrem Mann den gesamten Jahresurlaub, um zweimal im Jahr nach Rumänien zu reisen und im Tierheim zu helfen. Darüber berichtet sie sehr offen auf ihrer Facebook-Seite.
Hier tauchte also eines Tages ein Video von Wilma (damals Arla) auf, sowie ein paar Fotos. Sie gefiel mir auf Anhieb (und meiner Mutter ebenfalls). Also schrieb ich die liebe Ulla an und fragte nach weiteren Infos zu diesem Hund. Das ging eine Weile hin und her, bis sie mich fragte, ob ich Wilma bereits im Oktober zu mir nehmen möchte. Zu dem Zeitpunkt befand sich Wilma noch in Rumänien.
Da an erster Stelle stand, dass Loriot sich mit der neuen Hündin gut verstehen muss, stimmte ich zu, Wilma gerne ab Oktober zu mir zu nehmen – mit der Bedingung eines vorherigen Kennenlernens von Loriot und Wilma. Sollte die Chemie nicht stimmen, würde ich sie nicht nehmen. Das war kein Problem und so bin ich im Oktober insgesamt
dreimal nach Troisdorf gefahren, um Wilma kennen zu lernen und schlussendlich abzuholen.
Loriot war bei der ersten Begegnung auch aufgeschlossen und so durfte sie am 22. Oktober einziehen.
Wie die Zusammenführung von Loriot und Wilma war, erfährst du im nächsten Blogartikel.