Mein Hund aus Rumänien – Ein Jahr mit Wilma – Teil 2
Jippieh, Wilma, der Hund aus dem Tierschutz, wird einziehen! Wie spannend.
Wie bereite ich mich am besten auf den neuen Hund vor? Was braucht mein neuer Hund?
Natürlich erstmal eine Grundausstattung: Halsband, Leine, Schleppleine, Brustgeschirr (am besten ein Sicherheitsgeschirr, damit der Hund bei eventueller Panik nicht aus dem Geschirr schlüpfen kann). Ein Fress- und Trinknapf, ein Hundebett und natürlich Hundefutter. Für die Autofahrt bekam ich von einem Freund noch eine Hundebox und ein paar Utensilien.
Nach einer langen Autofahrt kamen wir dann am 22. Oktober gegen 22:00 Uhr endlich zu Hause an. Mit Wilma im Kofferraum. Sie hat die Fahrt ruhig in der Hunde-Transportbox verbracht. Die Aufregung stieg: Wie wird die Zusammenführung mit Loriot laufen?
Zusammenführung von zwei Hunden
Die optimale Zusammenführung von zwei Hunden findet am besten auf neutralem Grund (für beide Hunde) statt. Das heißt, die Hunde sollten beide noch nicht dort gewesen sein. Die Vierbeiner sollten von jeweils getrennt geführt werden. Zu aller erst laufen beide Hunde mit genügend Abstand zueinander eine gewisse Strecke. Laufen baut Stress ab. Je nachdem, wie lange die Autofahrt war, ist das für den neuen Hund auch nötig. So können also beide Hunde während des Laufens herunterfahren, ein bisschen schnüffeln und sich trotzdem gegenseitig wahrnehmen. Klappt dies gut, kann die Distanz zwischen den Hunden verringert werden. Gibt es auch hier von beiden Seiten eine Entspannung können die Hunde an die Schleppleine genommen werden.
Ob der Ersthund eine Schleppleine benötigt hängt natürlich davon ab, wie er generell mit Artgenossen umgeht und ob er abrufbar ist. Um eingreifen zu können ist eine Schleppleine immer zu empfehlen. Während des Gehens kann nun nach und nach die Schleppleine dem Hund Raum geben und eine Kontaktaufnahme zum anderen Hund ermöglichen. Wichtig ist, dass die Zusammenführung in der Bewegung stattfindet. Ein Verharren kann eher zu Spannungen zwischen den Hunden führen. Also bleib am besten immer in Bewegung. Ist die Begegnung gut verlaufen, kann der gemeinsame Heimweg angetreten werden.
Wilma ist da
Die Zusammenführung von Wilma und Loriot war durchwachsen. Loriot war nicht begeistert davon, seinen Platz als Einzelprinz aufzugeben und zeigte Wilma deutlich, dass sie nicht erwünscht war. Er hat sie bis heute nicht ernsthaft verletzt, stürzte sich aber einige Male mit Getöse auf sie drauf. Ich wurde darin geschult die zwei Hunde zu managen und zu sehen, in welchen Situationen es brenzlig wird, um Loriot rechtzeitig raus zu nehmen. Und ich gebe zu, auch für mich war es am Anfang nicht leicht und es sind einige Tränen geflossen. Ich hatte das Gefühl, Loriot zu viel zu zu muten und Wilma in das falsche zu Hause gebracht zu haben.
Doch die Momente, in denen Loriot mit Wilma spielte gaben mir Hoffnung und waren wahnsinnig schön. So hatte ich Loriot noch nie gesehen.
Mit Wilma habe ich wirklich die richtige Hündin ausgewählt. Ich glaube, an ihrer Stelle würde ich heute kein Wort mehr mit Loriot reden. Aber für Wilma war es wie selbstverständlich, kurz nach einem Angriff von Loriot, um ihn herum zu tänzeln und ihn zum Spielen aufzufordern. Sie ist so toll!
Eingewöhnung des neuen Hundes
Wichtig ist es, den neuen Hund ankommen zu lassen. Wie lange ein Hund braucht um richtig anzukommen ist ganz unterschiedlich. Es empfiehlt sich jedenfalls den Hund mindestens eine Woche zu geben, in der nichts passiert, außer die alltägliche Routine und viel kuscheln und gemeinsame Zeit verbringen, denn das stärkt die Bindung.
Viele Hunde sind die ersten 3-6 Wochen (manche sogar mehrere Monate) im neuen zu Hause erst einmal „Gast“ und zeigen sich äußerst unauffällig. Plötzlich treten dann Verhaltensweisena auf, die sie vorher noch nie gezeigt haben. Hier heißt es dann, je nachdem um was es sich handelt, daran zu arbeiten und das Verhalten in die gewünschte Bahn zu lenken.
Wilma hat sich recht schnell eingelebt und an den Tagesrhythmus gewöhnt. Als sie eingezogen ist, hatte ich noch einen Hauptjob, den ich dank meines Chefs im Homeoffice ausüben durfte. So konnte ich vormittags am Rechner sitzen und Wilma lernte, dass nach der Morgenrunde erstmal Ruhe angesagt ist. Am Nachmittag geht es dann eine große Runde spazieren. Darauf folgt wieder eine Pause und am späten Abend noch eine Abendrunde.
Sind Tierschutzhunde stubenrein? Wie bekomme ich meinen Hund stubenrein?
Jaein, es gibt Hunde aus dem Tierschutz, die vorher in einer Familie oder auf einer Pflegestelle waren und gelernt haben, dass sie ihr Geschäft draußen verrichten sollen. Die meisten Hunde allerdings wissen es nicht. Das Vorgehen ist hier wie bei einem Welpen: Nach jedem Fressen/Trinken, Spielen und Schlafen sowie ca. alle 2 Stunden, wird der Welpe draußen auf seinen Löseplatz gebracht und ausgiebig gelobt, wenn er sein Geschäft dort verrichtet.
Hat der Hund doch in die Wohnung gemacht und wir erwischen ihn auf frischer Tat, kann er schnell rausgeführt oder getragen werden, um im besten Fall draußen das Geschäft fort zu führen. Entdecken wir hingegen die Unsauberkeit zu einem späteren Zeitpunkt, bringt es nichts den Hund hierfür zu bestrafen. In diesem Falle empfehle ich die Stelle mit Essig-Wasser gut zu säubern, damit der Geruch den Hund nicht zusätzlich motiviert dort erneut sein Geschäft zu verrichten.
Wichtig ist es außerdem, den Hund gut zu beobachten. Fängt er an zu kreiseln oder sich einen Platz zu suchen heißt es schnell sein und den Hund rausführen.
Wilma war nicht stubenrein, als sie zu mir kam. Loriot, der damals mit seinen 9 Monaten aus dem Tierheim zu uns kam war bereits stubenrein. So durfte ich mit Wilma das Stubenreinheits-Programm durchführen. Nach ca. 3 Wochen hat sie schließlich nicht mehr ins Haus gemacht.
Wie ich auf 1 Jahr mit WIlma und auf 1 Jahr mit zwei Hunden zurückblicke:
Wilma ist eine große Bereicherung für mich und für Loriot. Heute kann ich guten Gewissens sagen, dass sie ihm gut tut. Ich würde nicht sagen, dass Loriot Wilma umwerfend findet, aber er mag sie. Er wartet auf sie, wenn sie nicht gleich hinterher kommt beim Spazierengehen und er freut sich sie wieder zu sehen, wenn sie mit mir weg war. Sie haben beide ähnliche Interessen, wie zum Beispiel das Jagen. Da können sie super zusammen halten – auch wenn es verboten ist.
Loriot hat gelernt deutlicher und feiner zu kommunizeren. Wenn ihm etwas nicht passt, muss er nicht direkt aus seiner Haut fahren, sondern kann auch erstmal knurren, bellen oder die Zähne zeigen. Diese Möglichkeiten hatte er zuvor komplett übersprungen bzw. so minimal gezeigt, dass es schwer wahrnehmbar war. So kann Wilma die Situation entschärfen, in dem sie einfach geht oder mit dem aufhört, was sie gerade tut. Die beiden haben eine gute Art gefunden miteinander zu kommunizieren.
Ein weiterer Pluspunkt ist, dass Loriot durch Wilma gelernt hat entspannter zu werden, wenn es um Ressourcen geht. Er hatte eine ausgeprägte Ressourcenverteigung gezeigt. Heute kann er sich gut zurücknehmen und es aushalten, wenn Wilma ein Spielzeug hat oder etwas länger auf einem Leckerli herumkaut. Dennoch heißt es auch hier für mich wachsam sein und die Situation im Blick haben.
Ich bin noch keinem Mensch begegnet, der Wilma nicht mochte. Sie ist aufgeschlossen und weiß es, Menschen für sich zu begeistert.
Sie begleitet mich oft in meine Gruppenstunden und benimmt sich dort in der Regel sehr unauffällig. Sie ist sehr gelehrig und hat Lust zu arbeiten. Ich habe mir genau so einen Hund gewünscht und hoffe, dass wir noch viele gemeinsame Jahre miteinander verbringen dürfen.